DOKUARTS
Zeughauskino Berlin
4.-21. Oktober 2018

Black Mother

Khalik Allah hat sich als Fotograf in den letzten Jahren international einen Namen gemacht. In seinen eindringlichen Reportagen von Afroamerikanern, die am Rande der Gesellschaft leben, zeigt sich seine Fähigkeit, über die Äußerlichkeiten einer Person hinaus ihr „Inneres“ sichtbar zu machen. So geben seine Bilder den Ausgegrenzten und Verzweifelten ihre Würde zurück, ohne dabei die brutalen Realitäten zu ästhetisieren.

Dieselbe Sensibilität prägt auch Allahs Filme, die sich als eine Art „Street Photography in Motion“ bezeichnen lassen. Nach seinem gefeierten Portrait von New Yorker Nachtgestalten in Field Niggas kehrt der Fotograf und Filmemacher mit Black Mother zu seinen Wurzeln nach Jamaika zurück.

Den täglichen Überlebenskampf von Menschen auf der tropischen Insel, Prostituierte, Obdachlose, Entstellte, die allgegenwärtige Armut, aber auch die überbordende Vitalität und tiefe Spiritualität feiert er in einem audiovisuellen Gedicht, das in harten Kontrasten, in Blicken, Gesten und im Klang des allgegenwärtigen „Patois“ unvorhergesehene Momente von Schönheit freisetzt.

Black Mother meidet die Klischeefallen so vieler Sozialreportagen über Ausgrenzung und Armut. Dabei kommt der polyphonen Tonspur, die aus den Stimmen der Straße eine rhythmische Collage von hoher Musikalität komponiert, entscheidende Bedeutung zu. Durch die konsequente Trennung von Ton und Bild wird eine Distanz geschaffen, durch die der genaue und klischeebefreite Blick erst möglich wird. Indem Khalik Allah seine eigenen Bilder streckenweise dem farbstichigen Look des im Film verwendeten Archivmaterials mit Iris und sichtbarem Filmstrich angleicht, erzeugt er historische Tiefe und zugleich eine Dringlichkeit, als wolle er seinen Protagonisten die Geschichte zurückgeben, um die sie betrogen wurden.

(sh)

Khalik Allah

Khalik Allah ist ein autodidaktischer Filmemacher und Fotograf. Seine hintergründige und persönliche Arbeiten wurden als viszeral, gespenstisch schön, eindringlich und ehrlich beschrieben. Khaliks erstes Buch mit Fotografien, Souls Against the Concrete, wurde 2017 von University of Texas Press veröffentlicht. Sein Auge für gewagte Porträtfotografie und kühne Ästhetik haben ihn als einen neuen Visionären in der Branche ausgezeichnet. Sein preisgekrönter film Field Niggas er-brachte ihm die Aufmerksamkeit der New York Times, des New Yorker, von Vice und The Guardian.