DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
09.09.–27.09.2015

Austerlitz

2001 erschienen, ist der Roman Austerlitz das letzte große Werk des deutsch-englischen Autors W.G. Sebald, der mit 57 Jahren bei einem Autounfall ums Leben kam. Wie in den meisten seiner literarischen Werke setzte sich Sebald auch in Austerlitz intensiv mit der tragischen Geschichte Europas der jüngsten Vergangenheit auseinander und bringt diese über eine Meditation über Architektur – und Ruinen – zum Ausdruck. Die Seiten von Sebalds Büchern, einschließlich Austerlitz – sind mit geheimnisvollen Schwarz-Weiß-Fotografien von Gebäuden ohne Erläuterungen bebildert, die eventuell vom Autor oder aber aus anonymen Archiven stammen.

Fasziniert von diesen Fotos und einem Text, der ihn persönlich betrifft, rekonstruiert der unabhängige Filmemacher Stan Neumann den Lebensweg des Erzählers und unternimmt eine psychologisch-geografische Reise von Antwerpen über Prag, Marienbad und Paris nach London. Im Zentrum des Geheimnisses liegt Theresienstadt, die Festung außerhalb von Prag, die ein Sammel- und Durchgangslager für Deportierte auf ihrem Weg in die Todeslager der Nazis war. Als höchst autobiografischer Film besticht Austerlitz durch die bewegende darstellerische Leistung von Denis Lavant als Jacques Austerlitz sowie überwältigende Architekturaufnahmen und einen der besten Soundtracks des Independent-Kinos der letzten Jahre.

Stan Neumann

Stan Neumann wuchs in Prag auf, bevor er nach Paris zog, um zu studieren und als Cutter zu arbeiten. Dort begann er 1989, seine eigenen Filme zu drehen, unter anderem Paris, roman d'une ville (1990), The Last Marranos (1991), Nadar, photographer (1994), A House in Prague (1997), Apparatchiks and Business (2000), The Language doesn't lie (2004), Stargazer (2009) und Austerlitz (2014). Neben seiner Regiearbeit stellt Stan Neumann zusammen mit Richard Copan seit 1994 die Arte Film Kollektion Architectures und seit 2008 die Kollektion Photo zusammen.